Liebe Trader,
die globale Chipindustrie hat trotz der Belebung seit dem Abklingen der Corona-Pandemie weiterhin mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Konjunktursorgen und rekordhohe Inflationsraten und steigende Lebenshaltungskosten lassen viele Verbraucher bei der Anschaffung teurer Neuanschaffungen vorsichtiger werden. Entsprechend rückläufig entwickeln sich die Absatzzahlen bei Smartphones und anderen hochpreisigen Consumer-Electronic-Artikeln seit geraumer Zeit deutlich rückläufig, während die weltweiten Verkaufszahlen bei PC zuletzt angesichts rekordhoher Lagerbestände laut einer Erhebung der Marktforscher von Gartner im ersten Quartal zuletzt ebenfalls deutlich eingebrochen sind. Da sich die rekordhohen Inflationsraten langsam abkühlen, zeichnet sich eine Erholung der Konsumnachfrage ab, womit auch die Chipindustrie trotz des zuletzt eher verhaltenen Ausblicks des Auftragschip-Herstellers TSMC mittlerweile die Talsohle durchschritten haben dürfte.
ASML profitiert von Chip-Boom
Das sind gute Nachrichten für den niederländischen Technologiekonzern ASML, der sich derzeit auf Rang 13 der Trendstabilitätsrangliste im EURO STOXX 50 befindet. Der Spezialist für High-End- Lithographie-Systeme liefert das passende Equipment für die Herstellung von Hochleistungs-Chips der neuesten Generation. Neben so genannten DUV-Lithographie-Systemen, die vor allem für die Herstellung von Chipsätzen mit Abmessungen von 10 NM verwendet werden, liegt der Fokus bei ASML auf EUV-Lithographie-Systemen, mit denen eine schnelle und kostengünstige Produktion von Chipsätzen mit Abmessungen von 7, 5 oder 3 NM ermöglicht wird. Diese Winzlinge bieten Rechenpower auf kleinstem Raum und sind ihren Vorgängermodellen auch bei Leistung und Energiebedarf haushoch überlegen. Daher ist diese neue Chipgeneration für rechenintensive Anwendungen wie IoT, Big-Data-, Cloud-Center-Applikationen, das Autonome Fahren oder den neuen 5G-Mobilfunkstandard geradezu prädestiniert. ASML liefert mit High-End-EUV-Lithographiesystemen wie der TWINSCAN NXE:3600D das passende Equipment, mit denen sich Chipsätze mit Abmessungen von 5 und 3 NM im industriellen Maßstab herstellen lassen. Im Vergleich zum Vorgängermodell NXE: 3400C schafft das neue Modell mit 170 Wafern pro Stunde einen um 15 bis 20% höheren Durchsatz bei deutlich geringerem Ausschuss. Entsprechend gehört das Flagschiff-Modell mit einem Durchschnittspreis von knapp 145 Mio. USD gerade bei Schwergewichten wie Intel, TSMC und Samsung zu den gefragtesten Modellen bei ASML.
KI-Revolution sorgt bei ASML für Schwung!
Zu den wichtigsten Kunden von ASML gehört mit Abstand TSMC, wobei der taiwanesische Auftragsfertiger, der unter anderem NVIDIA, Apple und andere Technologieschwergewichte mit High-End-Chips versorgt, für rund 40% der Gesamterlöse der Niederländer steht. Dank der AI-Revolution dürfte ASML gerade im hochpreisigen EUV-Segment mittelfristig deutliche Absatzzuwächse verzeichnen. EUV- Lithographie-Systeme wie das TWINSCAN NXE:3600D werden zur Herstellung von NVIDIA´s neuem Flagschiffmodell, dem Grafik-Prozessor H100 NVL benötigt. Da die KI-Revolution die Nachfrage bei High-End-GPU´s die für die Entwicklung und das Training von so genannten Large-Language-Models wie ChatGPT seit geraumer Zeit exponentiell anzieht, bieten sich für ASML exzellente Wachstumschancen.
China-Restriktionen dürften bei ASML mittlerweile ausreichend eingepreist sein.
ASML kam zuletzt vor allem in Zusammenhang mit den von der US-Administration erlassenen Restriktionen für High-Tech-Exporte nach China deutlicher unter Druck. Denn von den von der US-Administration erlassenen Export-Einschränkungen wäre ASML als führender Anbieter für Lithographiesysteme besonders stark betroffen, zumal bei ASML laut CEO Peter Wennink immerhin knapp 15% der Gesamterlöse auf das China-Geschäft entfallen. Da ASML ohnehin keine modernen High-End-EUV-Lithographiesysteme an China ausliefert und stattdessen ältere Deep-Ultraviolet- (DUV)-Lithographiesysteme an seine chinesischen Kunden verkauft, ist ASML Stand jetzt von den Export-Richtlinien nicht betroffen. Daher rechnet ASML laut CEO Wennink auch für 2023 mit einem unveränderten Umsatz im Reich der Mitte. Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass künftig auch DUV-Lithographie-Systeme unter die Export-Einschränkungen fallen, würde der steigende Bedarf an modernen Lithographie-Systemen in den übrigen Kernmärkten die Absatzeinbußen im China-Geschäft mehr als kompensieren, so Wennink.
ASML überzeugt in Q1 mit soliden Zahlen - Ordereingang enttäuscht
Operativ konnte ASML zuletzt überzeugen. So kletterten die Umsatzerlöse in Q1 im Vergleich zum Vorquartal von 6,43 auf 6,75 Mrd. Euro, während der Bruttogewinn mit einem sequenziellen Anstieg von 3,31 auf 3,41 Mrd. Euro stärker als erwartet anzog. Auch unter dem Strich überzeugte ASML beim Nettogewinn mit einem Anstieg von 1,82 auf 1,96 Mrd. Euro. Deutlich schwächer fiel jedoch der Ordereingang aus, der mit 3,75 Mrd. Euro deutlich unter Vorquartal (6,32 Mrd. Euro) gelegen hatte. Dies war angesichts der hohen Lagerbestände und Produktionsanpassungen bei vielen Chip-Herstellern weitestgehend erwartet worden und dürfte kaum Auswirkungen auf das Ergebnis haben. Denn ASML sitzt auf einem rekordhohen Auftragsbestand von 38,9 Mrd. Euro, wobei die Nachfrage laut ASML CEO Wennink die aktuellen Fertigungs-Kapazitäten übersteigt. Daher wurde die Jahresprognose, die für das laufende Fiskaljahr von einem Umsatzanstieg um mehr als 25% sowie einer leichten Verbesserung bei der bereinigten Bruttomarge ausgeht bestätigt.
ASML will Erlöse bis 2030 verdreifachen und Marge auf 60% steigern!
Mittel- bis langfristig sollte ASML nicht zuletzt auch dank des KI-Booms deutlich dynamischer wachsen, zumal sich die steigende Nachfrage bei hochpreisigen EUV-Lithographiesystemen der neuesten Generation nachhaltig positiv bei der Profitabilität niederschlagen dürfte. ASML rechnet bis zum Ende der Dekade mit einem Gesamterlös von rund 60 Mrd. Euro sowie einer operativen Bruttomarge von 60% - Zum Vergleich: In 2022 hatte ASML einen Umsatz von 21,2 Mrd. Euro erzielt, während die operative Marge bei 50,5% gelegen hatte.
Viele Grüße
Martin Springmann
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