Liebe Trader,
die Ökostromwende ist eines der zentralen Themen der Energie- und Umweltpolitik. Nicht erst seit dem Ausbruch des Russland-Ukraine-Konflikts, wird der Ausbau regenerativer Energien, mit der die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Öl, Kohle oder Erdgas vermindert werden, soll mit milliardenschweren Subventionen vorangetrieben. Die Zeit drängt. Denn um die ambitionierten Klimaziele der EU erreichen zu können, die bis zum Dekadenende eine Reduktion der CO₂-Emissionen in der Europäischen Union um 55 % vorsehen, müssen die Erzeugerkapazitäten bei Ökostrom in den kommenden Jahren massiv nach oben gefahren werden. Neben dem Ausbau von Photovoltaik-Parks spielt hier auch der Ausbau der Windkraftkapazitäten eine wichtige Rolle, wobei neben Offshore-Windanlagen auch Onshore-Windenergie immer stärker in den Fokus rückt.
Nordex profitiert massiv von Windenergieausbau!
Einer der Profiteure dieser Entwicklung ist der Windenergieanlagenbauer Nordex, der sich aktuell auf Rang 9 der Trendstabilitäts-Rangliste im TecDAX befindet. Nordex hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der technologisch führenden Anbieter bei sogenannten Onshore-Windturbinen gemausert. Denn mit High-End-Windturbinen wie der N163/6.X oder dem noch effizienteren Nachfolgemodell N175/6.X mit einer Gesamtkapazität von mehr als 6 GW lassen sich auch in Regionen mit schwachen und mittleren Windgeschwindigkeiten hohe Erträge erzielen. Dies macht Nordex zu einem gefragten Partner bei der Realisierung von großen Windparkprojekten, nicht nur in Übersee oder in der EU. Vor allem auf dem deutschen Heimatmarkt bieten sich für den Rostocker Branchenprimus exzellente Wachstumsaussichten. Um das Ziel, bis zum Dekadenende 80 % des Bruttostromverbrauchs in Deutschland aus Erneuerbaren Energien abzudecken, erreichen zu können, sollen die installierten Onshore-Windkraftkapazitäten bis 2030 auf 115 GW ausgebaut werden.
Lieferkettenprobleme und hohe Kosten bremsen Nordex weiter aus
Trotz anhaltend hoher Ordereingänge läuft es beim Windturbinen-Hersteller derzeit alles andere als rund. Hohe Energie- und Personalkosten drücken bei Nordex nach wie vor massiv auf die Margen, während man mit der Produktion der dringend benötigten Windturbinen aufgrund der weiter anhaltenden Lieferketten-Problematik kaum hinterherkommt. Als weiterer Bremsklotz erweisen sich für Nordex außerdem viele unrentable Alt-Aufträge, die aufgrund der gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten nicht kostendeckend abgearbeitet werden können. Entsprechend musste man im ersten Quartal beim operativen Ergebnis (EBITDA) einen deutlichen Verlust von -114,9 Mio. Euro hinnehmen, nachdem man im Vorjahreszeitraum hier noch ein Minus von 88,9 Mio. Euro ausgewiesen hatte. Auch unter dem Strich verzeichnete Nordex mit einem Verlust von -214,8 Mio. Euro einen deutlich höheren Verlust als im Vorjahresquartal (-150,5 Mio. Euro). Deutlich zulegen konnte Nordex bei den Umsatzerlösen. Da die installierte Gesamtleistung mit knapp 1,3 GW deutlich über Vorjahresniveau gelegen hatte und auch die margenstarken Service-Erlöse um 30 % zugelegt hatten, verzeichnete Nordex ein deutliches Erlösplus von 30 % auf 1,22 Mrd. Euro.
Auftragslage hellt sich weiter auf
Solide entwickelte sich auch der Ordereingang, der im Auftaktquartal vor allem dank mittlerweile umgesetzten Preiserhöhungen mit einem Gesamtvolumen von 917 Mio. Euro leicht über Vorjahresniveau (903 Mio. Euro) gelegen hatte. Allerdings lag die Nennleistung der installierten Turbinen mit 1.078 Gigawatt deutlich unter dem hohen Vergleichswert des Vorjahresquartals, in dem Nordex vor allem aufgrund der deutlich gestiegenen Nachfrage aus Osteuropa Aufträge im Gesamtvolumen von knapp 1,50 GW an Land gezogen hatte. Nach dem eher verhaltenen Jahresauftakt hat sich die Ausgangslage bei Nordex mittlerweile wieder aufgehellt, zumal die Nachfrage bei leistungsstarken Großturbinen vom Typ N163/6.X mit einer Nennleistung von mehr als 6 MW deutlich anzieht. Hier konnte Nordex zuletzt Anfang April einen Großauftrag aus Litauen mit einer installierten Gesamtkapazität von 106 MW an Land ziehen, während man Ende April mit einem Folgeauftrag mit einer Gesamtleistung von 62,7 Megawatt aus Litauen bedacht wurde. Auch der deutsche Energieversorger RWE setzt bei der Realisierung seiner Windparkprojekte auf die Kompetenz der Rostocker und orderte zuletzt sieben Großturbinen vom Typ N149/5.X für zwei Windparkprojekte in Niedersachsen mit einer Gesamtleistung von 61,8 Megawatt.
Nordex auf dem Weg zurück auf den Wachstumspfad!
Da Nordex mittlerweile seine Lieferkettenprobleme besser im Griff hat und sich auch die Situation auf der Kostenseite weiter aufhellt, hat Nordex gute Chancen, nach der langen Durststrecke wieder auf den Wachstumspfad zurückzukehren. Zwar hält das Konzernmanagement für das laufende Fiskaljahr angesichts der weiterhin unsicheren Gemengelage einen operativen Verlust für durchaus realistisch. Hellt sich das Marktumfeld wie erwartet ab der zweiten Jahreshälfte deutlich auf, hat Nordex durchaus gute Chancen, das obere Ende der konzerneigenen Margenprognose von -2 bis +3 % erreichen zu können. Für diese These spricht auch die Tatsache, dass es Nordex gelingt, bei Neuaufträgen höhere Preise durchzusetzen. Demnach konnte man bei den jüngsten Vertragsrunden den durchschnittlichen Verkaufspreis bei Neuanlagen von 0,78 auf 0,90 Mio. Euro/Megawatt anheben, was sich auch nachhaltig positiv bei der operativen Gewinnmarge bemerkbar machen dürfte. Da sich die Auslastung der Produktionskapazitäten weiter verbessert und sich der Druck auf der Kostenseite weiter normalisiert, hat Nordex gute Chancen, nach einem Übergangsjahr 2023 wieder profitabel zu wachsen. Daher sieht sich Nordex auf Kurs, seine ambitionierten Mittelfrist-Ziele sicher erreichen zu können. Da sich die Kostenbasis dank der Restrukturierungen und Kostensenkungsmaßnahmen deutlich verbessert hat und man dank der jüngsten Preiserhöhungen auch in puncto Profitabilität weitere Fortschritte macht, rechnet der Analystenkonsens bereits für 2024 mit einer Rückkehr in die Gewinnzone. Mittelfristig sieht Konzernchef José Luis Blanco bei Nordex in puncto Profitabilität weiter Luft nach oben, wobei der Nordex-CEO das Ziel einer operativen Gewinnmarge von 8 % fest im Visier hat.
Viele Grüße
Martin Springmann
BLEIBEN SIE AUCH IN DEN SOZIALEN MEDIEN AUF DEM LAUFENDEN UND FOLGEN SIE UNS AUF INSTAGRAM!