Liebe Leser,
ich habe früh gelernt, an der Börse zwischen zwei Disziplinen zu unterscheiden. Es gibt erstens die Disziplin Trading, bei der Positionen einem Risikomanagement unterliegen und Einstiege von technischen Faktoren abhängen. Dann gibt es zweitens die Disziplin des Investierens. Als Investor betrachte ich Aktien als Unternehmensanteile und verkaufe eine Beteiligung nicht aufgrund von kurzfristigen Turbulenzen.
In meinem Investment-Depot bin ich in auch in diesen schwierigen Börsenzeiten nahezu 100 % investiert. Ich stelle meine Unternehmensbeteiligungen nicht aufgrund einer konjunkturell schwierigen Zeit infrage. Entscheidend ist für mich bei einem Investment, ob ich davon ausgehe, dass die Firma in 10 Jahren deutlich besser dastehen wird als heute. Solange ich das bejahen kann, bleibe ich investiert.
Auf Euro-Basis notieren viele US-Aktien auf Allzeithoch
Bemerkenswert ist, dass die Portfolios deutscher Anleger, wenn sie verstärkt in US-Aktien investiert haben, zum Beispiel über den MSCI Index, von der Euro-Abwertung stark abgefedert wurden. Der Euro hat seit Jahresbeginn etwa 13 % verloren. Konservative Aktien wie McDonald’s, die auch im DZ Bank Magazin als Idee der Woche besprochen wurden, notieren in Euro umgerechnet auf Allzeithoch. Eine kluge, internationale Diversifikationsstrategie hat sich also ausgezahlt.
Die Aktienmärkte in China und Indien zeigen eine Outperformance
Der BSE Sensex, der die 30 größten Unternehmen der Börse in Mumbai beinhaltet, bewegt sich weiterhin in einem primären Bullenmarkt und durchläuft seit etwa einem Jahr eine stabile Konsolidierung. Auch chinesische Aktien, zum Beispiel repräsentiert über den CSI 300 Aktienindex, haben sich Mitte April einen neuen Aufwärtstrend eingeschlagen und koppeln sich von westlichen Indizes wie dem DAX ab.
Indien und China begreifen den Russland-Ukraine-Konflikt als Chance, lukrative Verträge über Rohstofflieferungen abzuschließen. Sie teilen die Sichtweise der USA und Europa nicht, Russland zu sanktionieren. Im Gegenteil. Unter der Federführung von China formiert sich in Asien und Südamerika eine neue Wirtschaftszone, die 3 Mrd. Menschen umfasst.
Insgesamt halte ich es für realistisch, dass der US-Aktienmarkt im Herbst einen Boden finden wird. Mein Szenario für 2023 geht weiterhin davon aus, dass es keine Knappheit beim globalen Rohstoffangebot geben wird. China und Indien werden verstärkt Rohöl aus Russland beziehen und andere Länder, die nicht auf den Sanktionslisten stehen, werden verstärkt USA und Europa beliefern. Der starke gestrige Einbruch beim Ölpreis deutet darauf hin, dass andere Marktakteure auch auf dieses Szenario setzen.
Die richtige Strategie für das zweite Halbjahr
Den Boden genau zu treffen, ist ein aussichtsloses Unterfangen. Ich warte in meinem Trading-Depot darauf, dass Aktien, die enorm gefallen sind, wieder in einen Aufwärtstrend übergehen. Einen Aufwärtstrend mache ich zum Beispiel daran fest, dass der Kurs über dem gleitenden Durchschnitt 100 notiert. Starke Aktien kann man auch über unsere Trendstabilitäts-Ranglisten finden.
Viele Grüße
Simon Betschinger
TraderFox-CEO und Diplom-Volkswirt
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