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Solarenergie soll künftig eine noch größere Rolle bei der Ökostromwende in den USA spielen. Laut den jüngst veröffentlichten Plänen von US-Präsident Joe Biden soll bis 2035 mehr als 40% des gesamten Strombedarfs in Nordamerika durch Solarenergie abgedeckt werden. Da Solarstrom derzeit lediglich einen Anteil von knapp 3% am US-Energiemix aufweist, will die US-Regierung den Ausbau von Solarparks und Solar-Dachanlagen durch Steuererleichterungen und Subventionen massiv ankurbeln. Da auch in Europa und Asien der Ausbau der Solarkapazitäten im Zuge der Ökostromwende seit Anfang des Jahres weiter an Fahrt aufnimmt, bieten sich Zulieferern wie dem Spezialchemiekonzern Wacker Chemie, der sich aktuell auf Rang 10 der Trendstabilitäts-Rangliste im MDAX befindet, interessante Wachstumsperspektiven.
Großauftrag von Solarmodul-Hersteller JinkoSolar sorgt für Schwung!
Wacker Chemie gehört zu den weltweit führenden Produzenten von hochreinem Polysilizium, das für die Herstellung von Solar-Modulen verwendet wird. Daher ist Wacker Chemie als Polysilizium-Lieferant für Branchengrößen aus der Solarindustrie im aktuellen Umfeld ein gefragter Partner, was ein jüngst von JinkoSolar vergebener Großauftrag eindrucksvoll belegt. Im Rahmen des kürzlich geschlossenen Abkommens wird die Polysilizium-Sparte von Wacker Chemie bis 2026 insgesamt mehr als 70.000 Tonnen Polysilizium an den chinesischen Branchenprimus liefern. Da Wacker Chemie jährlich rund 80.000 Tonnen an hochreinem Polysilizium produziert, avanciert JinkoSolar zu einem der wichtigsten Großkunden in diesem Segment.
US-Einfuhrverbot für Solarkomponenten aus China sollte Nachfrage weiter ankurbeln!
Dass JinkoSolar das für die Herstellung seiner Solarmodule benötigte Polysilizium bei Wacker Chemie, und nicht aus China bezieht, dürfte an den jüngst von den USA verhängten Sanktionen gegen die chinesische Solarindustrie liegen. Da Solar-Komponenten und Polysilizium aus der chinesischen Provinz Xinjiang oft in Arbeitslagern und unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt werden, hat die US-Regierung ein striktes Einfuhrverbot für Solar-Produkte aus dieser Region erlassen. Angesichts der offenkundigen Missstände in China werden viele andere Staaten über kurz oder lang mit entsprechenden Einfuhrverboten nachziehen, so die Einschätzung vieler Experten. Daher dürften auch andere Branchengrößen aus der Solarbranche dem Beispiel von JinkoSolar folgen, und ihr Polysilizium künftig bei Produzenten beziehen, die ihre Lieferketten lückenlos dokumentieren können, um möglichen Sanktionen zu entgehen.
Angebotsverknappung sollte Polysilizium-Preis weiter beflügeln!
Für die Polysilizium-Sparte von Wacker Chemie eröffnen sich damit glänzende Aussichten, zumal man sowohl in Deutschland mit knapp 60.000 Tonnen p.a. als auch in den USA (20.000 Tonnen p.a.) über bedeutende Produktionskapazitäten verfügt. Da die chinesische Provinz Xinjiang knapp die Hälfte des weltweiten Polysilizium-Bedarfs abdeckt, geht der Dachverband der Europäischen Solarindustrie aufgrund der von einer weiteren Angebotsverknappung bei diesem in der Solar- und Halbleiterbranche stark nachgefragten Rohstoff aus. Damit dürften die Polysilizium-Preise ihre steile Aufwärtsbewegung der vergangenen Monate weiter fortsetzen, was der Konzernsparte Wacker Polysilicon auch in den kommenden Quartalen dank steigender Margen weitere Rekordergebnisse bescheren wird.
Wacker Chemie hebt nach starkem Q2 Jahresprognose an - Credit Suisse nimmt Coverage mit Outperform wieder auf und sieht Aufwärtspotential bis 168 Euro!
Im zweiten Quartal hatte Wacker Chemie das operative Ergebnis im Vorjahresvergleich vor allem dank der starken Entwicklung in der Polysilizium-Sparte auf 327 Mio. Euro knapp verdreifacht und damit deutlich besser als erwartet abgeschnitten. Auch in den übrigen Kerngeschäftsfeldern läuft es bei Wacker Chemie weiter rund. So profitiert man als führender Anbieter von Spezialitäten wie Bau-Silikonen oder Additiven für Zement von der robusten Baukonjunktur im In- und Ausland. Auch in anderen Schlüsselbranchen wie der Automobil-Industrie zieht die Nachfrage aufgrund der weltweiten Konjunkturbelebung kräftig an. Daher wurde die Jahresprognose nach dem starken Abschneiden im ersten Halbjahr erneut nach oben revidiert. So rechnet man Wacker Chemie mit einem Umsatzplus von mehr als 17% auf 5,5 Mrd. Euro, während der bereinigte operative Gewinn bei 900 Mio. Euro bis 1,1 Mrd. Euro und damit um bis zu 65% (zuvor: bis zu +25%) über Vorjahresniveau liegen soll. Entsprechend optimistisch meldeten sich zuletzt die Credit Suisse zu den weiteren Aussichten bei Wacker Chemie zu Wort. Nach Einschätzung der Analysten dürfte Wacker Chemie die Konsenserwartungen dank der starken Aussichten im Kerngeschäft übertreffen. Daher wurde das Coverage mit "Outperform" mit einem Kursziel von 165 Euro wieder aufgenommen.
Viele Grüße
Simon Betschinger