Liebe Leser,
wenn man verstehen will wie die Börse sich entwickelt, dann sollte man 6 bis 12 Monate in die Zukunft schauen. Ich bin seit mittlerweile 22 Jahren in Börsen -und Trader-Communities unterwegs. Aber noch niemals zuvor erlebte ich einen derartigen Pessimismus wie in diesem Jahr in den Monaten April und Mai. Die Trader waren nicht nur pessimistisch. Sie setzten auch große Summen auf unbedachte Short-Wetten, als ob eine Untergangs-Sehnsucht tief in ihnen schlummern würde.
Etwa ein Jahr nachdem Corona in China anfing Schlagzeilen zu machen, bereiten sich die Staaten weltweit auf die größte Impfkampagne der Menschheitsgeschichte vor. Und auf einmal verstehen es die Short-Spekulanten von April und Mai dann doch, warum der Aktienmarkt eine V-förmige Erholung vollzog. Die Börse hat es geahnt, die Börse hat es gewusst, dass OCOVID-19 zu besiegen ist. Aktienpreise sind das Spiegelbild menschlicher Erwartungen. Die klügsten und kapitalstärksten Menschen der Welt beeinflussen die Kurse maßgeblich. Wer im April optimistisch für den Aktienmarkt war, hat die Situation richtig eingeschätzt.
Interessante Neuigkeiten gibt es zu Wacker Chemie, die sich derzeit auf Rang 6 der Gesamtauswahl befindet, weshalb ich die Aktie des Spezialchemiekonzerns an dieser Stelle noch einmal aufgreifen will.
Kooperationsvereinbarung zur Herstellung von Covid-19-Impfstoff mit CureVac!
Die Biotech-Sparte des Spezialchemiekonzerns könnte eine Schlüsselrolle als Helfer im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie spielen. Ende November hat Wacker Chemie ein wegweisendes Kooperationsabkommen mit dem Tübinger Impfstoffhersteller CureVac unterzeichnet. Dabei wird die Biotech-Sparte von Wacker Chemie für die Herstellung der mRNA-Wirkstoffsubstanz für den von CuraVec entwickelten Covid-19-Impfstoffkandidaten CVnCoV verantwortlich zeichnen. Ab dem ersten Halbjahr 2021 sollen am Standort in Amsterdam jährlich mehr als 100 Millionen Impfstoffdosen hergestellt werden, sofern CureVac die Zulassung für seinen in der Endphase der klinischen Erprobung befindlichen Covid-19-Impfstoffkandidaten erhält.
Lukratives Zusatzgeschäft mit hohen Margen!
Für Wacker Chemie eröffnet sich damit ein neues, lukratives Zusatzgeschäft, zumal für eine flächendeckende Covid-19-Impfstoffkampagne weltweit mehrere Milliarden Dosen benötigt werden. Wacker Biotech verfügt am Standort in Amsterdam über die notwendigen Kapazitäten, um die Produktion des Covid-19-Impfstoffs von CureVac auszuweiten, sofern dies erforderlich sein sollte. In den vergangenen Monaten hat Wacker Biotech einen zweistelligen Mio. Euro-Betrag in die Erweiterung seiner Produktionskapazitäten investiert und gleichzeitig auch die Voraussetzungen für die Herstellung von pDNA- und mRNA-basierten Impfstoffen, die aktuell zur Prävention von Covid-19 getestet werden, geschaffen. Damit qualifiziert sich Wacker Biotech mit seiner mehr als 20-jährigen Erfahrung bei der Impfstoffherstellung auch als Partner für die Produktion von Covid-19-Impfstoffen anderer Hersteller.
Verkauf von Siltronic-Beteiligung sorgt für Milliarden-Erlös
Spielraum zum Ausbau seiner Kapazitäten im Bereich Impfstoffproduktion sind reichlich vorhanden. Aus dem Verkauf seiner Siltronic-Beteiligung im Zuge der Übernahmeofferte von GlobalWafers für den deutschen Waferhersteller kann Wacker Chemie auf einen Verkaufserlös von rund 1,16 Mrd. Euro hoffen. Die Milliarden-Einnahmen aus dem Verkauf seiner 30,7%-igen Beteiligung an Siltronic bietet für Wacker Chemie daneben auch Spielraum zur Erweiterung anderer Kerngeschäftsbereiche. Hier könnte unter anderem die Polysilizium-Sparte in den Fokus rücken. Angesichts des weltweiten Solar-Booms zieht die Nachfrage für den zur Herstellung von Solar-Modulen benötigten Grundstoff seit geraumer Zeit kräftig an, was außerdem Spielraum für Preiserhöhungen eröffnet.
Baader Bank sieht deutliches Aufwärtspotential bis 130 Euro!
Die Analysten der Baader Bank sehen Wacker Chemie daher als einen ihrer "Top-Picks", wobei vor allem auf das zu erwartende Zusatzgeschäft mit der Produktion des Covid-19-Impfstoffkandidaten verwiesen wurde. Durch den Verkauf der Siltronic-Beteiligung eröffnet sich für Wacker Chemie nach Einschätzung der Analysten außerdem Spielraum für Dividendenerhöhungen. Daher wurde das Kursziel für Wacker Chemie von 123 auf 130 Euro angehoben und die Einstufung mit "Buy" bestätigt.
Viele Grüße
Simon Betschinger