Liebe Trendfolge-Trader,
kritisch über die deutsche Autobranche zu sprechen, erhitzt die Gemüter. Vor allem wenn die Schlussfolgerung lautet, dass der Elektroauto-Pionier Tesla Wettbewerbsvorteile besitzt. Tesla baut nicht nur Elektroautos, sondern hat auch das Geschäftsmodell des Autoverkaufs neu definiert. Gestern, als die Tesla-Aktie 10 % nach guten Quartalszahlen in die Höhe schoss, dürfte einigen Leuten mehr klar geworden sein, wie real die Bedrohung der deutschen Autobranche durch Tesla mittlerweile geworden ist.
Tesla setzt auf den Online-Vertrieb. Ich bestelle die Teslas auf tesla.com. Einen BMW kaufe ich beim BMW-Vertragshändler und der will kräftig mitverdienen. Genau das wird zum Problem für die etablierten Hersteller, denn Tesla setzt darauf, das Modell 3 als Elektroauto für den Massenmarkt und zu Kampfpreisen auf den Markt zu drücken. Wenn zwischen dem Autohersteller und dem Kunden noch ein Vertragshändler dazwischensteht, der auch die Hand aufhält, kann man den Preiskampf nicht gewinnen. Es ist ein wenig wie mit Amazon und dem Einzelhandel.
Tesla erzielt bei der Batterieproduktion und beim Einkauf von Batteriezellen schon jetzt Skaleneffekte. Mit vermutlich über 500.000 produzierten Elektroautos im Jahr 2020 nimmt Tesla mehr Batteriezellen ab als jeder andere Hersteller. Das hilft die Einkaufspreise zu drücken. Elon Musk weiß, dass er den Preiskampf dann gewinnen kann, wenn Tesla mehr Batteriezellen bezieht als jeder andere Hersteller auf dem Globus. Darum hat Musk Tesla noch eine eigene Abteilung für Energiespeicher-Systeme spendiert. Auch hier werden Batteriezellen benötigt. Der Kreis schließt sich.
Meine Meinung: Die deutsche Autobranche ist leider nicht auf die Elektroauto-Massenproduktion von Tesla vorbereitet.
Enel: Trendstabiler Energieversorger mit Dividendenrendite von 4,1 %
Aufgefallen ist mir beim Screening der Trendstabilitätsranglisten die Aktie von Enel, die sich derzeit auf Rang 1 der Gesamtauswahl befindet. Der italienische Strom- und Erdgaskonzern gehört mit seinen mehr als 73 Millionen Kunden zu den weltweit führenden Stromversorgern. Oberste Priorität hat bei Enel derzeit der Ausbau der Erzeugerkapazitäten im Bereich der Erneuerbaren Energien. Kürzlich wurde hier das milliardenschwere Investitionsprogramm um 11% auf knapp 28,7 Mrd. Euro aufgestockt. Neben dem weiter forcierten Netzausbau und der Modernisierung der Strominfrastruktur soll mehr als die Hälfte dieser Mittel in den Aufbau neuer Ökostrom-Kapazitäten fließen. Bis Ende 2022 will Enel zusätzliche Erzeugerkapazitäten mit einer Gesamtleistung von 14 Gigawatt bei Wind- und Wasserkraft ans Netz bringen. Dadurch wird der Anteil der besonders klimaschädlichen Kohlestrom-Erzeugung um knapp drei Viertel reduziert und gleichzeitig die Ökostromkapazitäten auf Konzernebene von derzeit 49% auf rund 60% erhöht. Dies ist dank der deutlich geringeren CO2-Belastungen nicht nur gut für die Umwelt, sondern sorgt auch für steigende Gewinne. Denn Ökostrom bietet Energieversorgern deutlich höhere Margen, als konventionell erzeugter Strom.
Als einem der weltweiten Marktführer bei regenerativen Energien bieten sich für Enel neben dem Massenkundengeschäft auch interessante Wachstumsmöglichkeiten in Zusammenhang mit fixen Ökostrom-Lieferverträgen für große Firmenkunden. Vor allem in den USA legen immer mehr Firmen Wert auf eine nachhaltige und klimafreundliche Stromversorgung, um ihre CO2-Bilanz aufzupolieren. Anfang Januar hatte die Ökostrom-Tochter Enel Green Energy ein Ökostrom-Lieferabkommen mit Danone North America zu vermelden. So wird die US-Tochter des französischen Lebensmittelkonzerns über einen Zeitraum von 12 Jahren jährlich 1,9 Terrawatt-Stunden von einem Windpark mit einer Gesamtleistung von 500 Megawatt beziehen. Dieses langfristige Abkommen beschert Enel über den gesamten Zeitraum nicht nur planbare Erlöse, sondern gleichzeitig hohe Margen.
Enel hat dank des wachsenden Ökostromanteils allen Grund, optimistisch nach vorne zu blicken. So wurde das mittelfristige Planziel beim operativen Ergebnis für 2022 um 13% auf 20,1 Mrd. Euro nach oben revidiert. Auch die Aktionäre werden hiervon durch steigende Ausschüttungen profitieren, wobei Enel seine Dividende bis 2022 von zuletzt 32 Cent auf mindestens 40 Cent je Aktie anheben will. Damit bleibt Enel in punkto Dividendenrendite im Versorgersektor weiter erste Wahl, zumal die Aktie auf dem aktuellen Niveau bereits eine stattliche Dividendenrendite von 4,1% aufweist. Die Experten von Goldman Sachs haben in diesem Zusammenhang kürzlich von 8,10 auf 8,80 Euro angehoben und die Einstufung mit "Buy" bestätigt.
Viele Grüße
Simon Betschinger