Liebe Trendfolge-Trader,
der Aktienmarkt ist weiterhin im Tauchmodus. Deutsche Industrieaktien markieren fast jeden Tag neue Tiefs. Es gibt etwas, was mich an die Finanzkrise erinnert. Nach der Lehman Brothers Pleite 2008 gab es zwei Welten. Es gab die reale Welt, in der wir Menschen uns bewegten. Die Restaurants waren voll und die Kneipen und Bars waren gut besucht. Beim lockeren Schlendern durch die Städte hatte man von einer Krise nichts gesehen. Aber dann gab es auch noch die Geschäftswelt, die sich in einer Art Schockstarre befand. Bei Anlagen- und Maschinenbauern gingen 2 Monate lang so gut wie überhaupt keine Neuaufträge mehr ein. Die Aktienmärkte reagierten damals panisch.
Wenn ich mir die Aktienkurse von Anlagen- und Maschinenbauern wie Dürr oder Pfeiffer Vacuum so anschaue, dann habe ich den Eindruck, dass gerade eine ähnlich Schockstarre abläuft. Denn die Kurse sind im freien Fall. Ist es die Gefahr eines ungeregelten Brexits, die nun die Runde macht? Werden Unternehmen vorsichtiger mit ihren Investitionen, weil sich der Handelsstreit zwischen den USA und China immer weiter in die Länge zieht? Beides ist gut möglich und ich muss ehrlich zugeben, dass ich bei beiden Themen schon lange eine Lösung erwartet hätte. Ich lag mit meiner Zuversicht komplett falsch.
In diesem Sinne ist unsere Marktampel, die derzeit auf Rot steht und neue Investitionen verhindert, Gold wert. Die Marktampel verhindert, dass mein reales 100.000 € Trading-Depot ins Negative rutscht.
Beim Screening der Trendstabilitäts-Ranglisten fiel mir die Aktie der Hannover Rück auf, die sich mittlerweile auf Rang 5 der Gesamtauswahl vorgeschoben hat. Der zweitgrößte deutsche Rückversicherer überzeugte zuletzt im ersten Halbjahr mit soliden Ergebnissen und erreichte dank geringerer Schadensbelastungen durch Naturkatastrophen ein besser als erwartetes Konzernergebnis. Auch für das Gesamtjahr zeigte sich der scheidende Vorstandschef Wallin optimistisch und bestätigte das Gewinnziel von mehr als 1 Mrd. Euro beim Konzernergebnis. Von den weiterhin guten Aussichten im operativen Geschäft und der soliden Kapitalbasis des Rückversicherers werden auch die Aktionäre profitieren, zumal die Hannover Rück die Ausschüttungsquote bei der Basisdividende von 35 bis 40% auf 35 bis 45% angehoben hat. Inklusive der üblichen Sonderdividende soll die Ausschüttung für 2018 mit mehr als 5 Euro je Aktie mindestens auf Vorjahresniveau liegen, womit sich auf dem aktuellen Kursniveau eine stattliche Dividendenrendite von 4% errechnet. Auch im operativen Kerngeschäft sieht sich die Hannover Rück gut aufgestellt und will trotz stagnierender Preise bei den Rückversicherungsprämien weiter wachsen. Vielversprechende Aussichten sieht die Hannover Rück bei der Absicherung von Cyberrisiken und will daher dieses relativ junge Segment weiter ausbauen. Eine gute Strategie, zumal die Risiken durch Hackerangriffe auf Unternehmen aus dem Cyberspace Jahr für Jahr Schäden im zweistelligen Milliardenbereich verursachen. Entsprechend gehen die Experten von ResearchandMarkets bis 2022 von durchschnittlichen Zuwachsraten bei Cybersecurity-Versicherungen von mehr als 28% aus.
Aufgefallen ist mir beim Screening auch die Aktie von LVMH, die sich aktuell auf Rang 2 der Trendstabilitäts-Rangliste im EUROSTOXX50 befindet. Der Luxusgüterkonzern konnte im abgelaufenen dritten Quartal erneut mit einem zweistelligen Umsatzplus aufwarten und erreichte ein organisches Wachstum von 10%. Im Neun-Monats-Vergleich fiel das bereinigte organische Umsatzplus mit 13% sogar noch kräftiger aus. Überdurchschnittlich gut verkauften sich wie bereits im ersten Halbjahr vor allem Mode- und Lederartikel, Parfüms und Kosmetik sowie Luxusuhren und Schmuck, was vor allem der kaufkräftigen Kundschaft aus den Emerging Markets wie China geschuldet war. LVMH will daher seine Präsenz im Reich der Mitte weiter ausbauen und hat kürzlich eine Vertriebsallianz mit AliBaba bekanntgegeben, die den Verkauf exklusiver Weine und Spirituosen über das Online-Netzwerk des chinesischen eCommerce-Giganten vorsieht. Eine weitsichtige Strategie, da China laut einer kürzlich veröffentlichten Erhebung des chinesischen Online-Giganten Tencent im Jahr 2024 rund 40% aller Umsatzerlöse im Luxusgütersegment auf sich vereinigen wird. Nach dem starken Abschneiden im dritten Quartal haben die Experten von JPMorgan das Kursziel mit 360 Euro und der Einstufung "Overweight" bestätigt.
Viele Grüße
Simon Betschinger