Liebe Trendfolge-Trader,
ich bin relativ zufrieden damit, wie sich unser regelbasiertes Depot-Konzept in den letzten Monaten geschlagen hat. Seit Start im Juli letzten Jahres steht immerhin ein Plus von 5% zu Buche. Relativ zufrieden – was für eine merkwürdige Formulierung, nur eingefleischte Börsianer verstehen, was damit gemeint ist. Absolut gesehen bin ich eher unglücklich. Als Trader möchte ich Geld verdienen. Auch wenn eine Rendite von 5% in einem fallenden Markt mit vielen einzelnen Aktien, die nach Bärenattacken auf der Intensivstation liegen, relativ gesehen nicht schlecht ist, hat es unterm Strich nicht viel gebracht.
Es hilft nichts, wir brauchen wieder einen stabilen Markt, damit unser Trendfolge-Konzept befreit aufspielen kann. Aktuell stehen weiterhin alle Marktampeln auf Rot und so wie es aussieht, können beim nächsten Umschichtungstermin am Montag erneut keine neuen Werte ins Depot aufgenommen werden. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin nicht genervt von diesen Marktampeln. Diese sind wichtig, damit wir als Trendfolger in Seitwärtsphasen keine Serien von Fehltrades realisieren. Die Marktampeln sind der Grund dafür, warum unser Depot-Konzept die Outperformance erzielen konnte.
Ich halte es ja weiterhin für realistisch, dass wir in diesem Jahr wieder eine Jahresendrallye sehen werden. Der Trigger könnte eine Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China sein. Hier steht nun der Showdown bevor. Beide Seiten dürften an einer Lösung interessiert sein und diese dürfte so aussehen, dass China den eigenen Markt nun für ausländische Konzerne öffnen muss. Davon würden insbesondere auch europäische Konzerne profitieren.
Was gibt es Neues in den Trendstabilitäts-Ranglisten?
Beim Screening der Trendstabilitäts-Ranglisten ist mir die Aktie von Beiersdorf, die aktuell auf Rang 5 im DAX30 rangiert, positiv aufgefallen. Beiersdorf ist dank seiner starken Aufstellung im Kosmetiksegment ein typischer Profiteur steigender Konsumausgaben, vor allem in den so genannten Emerging Markets. Bekannte und qualitativ hochwertige Hautpflegeprodukte wie Nivea sind bei der schnell wachsenden Mittel- und Oberschicht in China mittlerweile beliebt und sorgten im ersten Halbjahr in der Region Asien/Pazifik für ein kräftiges Umsatzplus von 7% in der Consumer-Sparte von Beiersdorf. Überdurchschnittlich stark präsentierte sich die Luxus-Kosmetikmarke La Prairie mit einem Umsatzsprung von knapp 55,9%. Auch im zweiten Kerngeschäftsfeld Klebstoffe überzeugt Beiersdorf dank der starken Nachfrage bei Industrieklebstoffen mit einem kräftigen Umsatzplus von über 10%. Nach den besser als erwartet ausgefallenen Halbjahreszahlen setzt Beiersdorf sich nun mit einem organischen Umsatzplus von 5% ehrgeizigere Ziele.
Aufgefallen ist mir beim Screening der Trendstabilitäts-Rangliste auch die Aktie der Münchener Rück, die sich zuletzt auf Rang 6 im DAX30 vorgearbeitet hat. Als weltweit führender Rückversicherer profitierte man in den vergangenen Quartalen von deutlich geringeren Großschadensereignissen und steigenden Rückversicherungsprämien in vielen Kernsegmenten. Doch das Preisumfeld scheint sich dank des steigenden Wettbewerbsdrucks auf der Prämienseite wieder einzutrüben, so der Tenor auf der jüngst zu Ende gegangenen Branchenkonferenz der Rückversicherer in Monte Carlo. Demnach rechnet man im weiteren Jahresverlauf nur noch mit einem weitestgehend stabilen Preisniveau. Gegensteuern wollen die Münchener mit der Erschließung neuer Geschäftsfelder wie Rückversicherungslösungen zur Absicherung von Cybersecurity-Risiken bei Unternehmenskunden. Da die Bedrohungen aus dem Cyberspace Jahr für Jahr Milliardenschäden verursachen, adressiert man hier einen zukunftsträchtigen Wachstumsmarkt. In den kommenden Jahren will sich die Münchener Rück hier eine starke Ausgangsposition sichern und strebt dabei einen Marktanteil von rund 10% an. Dies macht Sinn, denn laut einer Analyse von Statista dürfte der Markt zur Absicherung von Risiken durch Cyberattacken bis 2020 rund 7,5 Mrd. USD erreichen. Bis 2025 dürfte sich das Marktvolumen hier laut Einschätzung der Münchener Rück auf rund 25 Mrd. USD belaufen. Fundamental attraktiv ist die Münchener Rück aufgrund der aktionärsfreundlichen Ausschüttungspolitik, zumal der Wert aktuell eine Dividendenrendite von 4,9% aufweist. Die Experten von Barclays hatten zuletzt das Kursziel für die Aktie von 209 auf 213 Euro angehoben und die Einstufung mit "Overweight" bestätigt.
Hinweis: Die Münchener Rück gehört auch zu meinen persönlichen Favoriten unter den Dividendenaktien. Ich halte hier eine Investment-Position.
Viele Grüße
Simon Betschinger