Liebe Leser,
die Situation an den Aktienmärkten ist etwas ungemütlich. Wie ein Damoklesschwert lastet die Möglichkeit einer Eskalation des Handelskonflikts auf den Märkten. Etwa 600 Punkte hat der DAX nun in 6 Handelstagen verloren und auch mein reales 100.000 € Trendfolge-Depot kann sich davon leider nicht abkoppeln. Mit TAG Immobilien und der Deutsche Börse AG habe ich immerhin 2 Werte, die ihre Aufwärtstrends trotz der Gesamtmarktverluste weiter fortsetzen. Aber meine beiden Depotwerte Infineon und Norma Group gerieten leider gleichsam mit dem DAX unter die Räder.
Ich habe bezüglich des Handelskonflikts immer 2 Dinge betont:
Erstens, dass ich die Auseinandersetzung der größten Wirtschaftsräume USA und China für unvermeidlich halte, solange China seine Handelspraktiken nicht ändert. China schützt knallhart die eigenen Wirtschaftsinteressen. Deutsche, europäische und amerikanische Firmen konnten in China nie so richtig Fuß fassen. Wer Marktzugang will, muss chinesische Unternehmen mehrheitlich beteiligen und einem Technologietransfer zustimmen. Die großen amerikanischen Internetkonzerne wie Google wurden in China mit Zensurmaßnahmen quasi komplett ausgesperrt und auf der Gegenseite treibt die chinesische Regierung den Aufkauf von Hochtechnologien im Ausland voran. Hier besteht ein Ungleichgewicht, das korrigiert werden muss, damit der Handel wieder fair verläuft. Auch Europa würde davon profitieren, wenn China den eigenen Markt endlich richtig öffnet.
Zweitens glaube ich, dass ein eskalierender Handelskrieg zwischen den USA und China an den Aktienmärkten zu heftigen Kursverlusten führen würde. Wenn die zweite Runde mit neuen Zöllen eingeleitet werden sollte, dann sehen wir vermutlich Land unter am Aktienmarkt. Mit Daimler hat am Mittwoch nach Börsenschluss ja bereits der erste DAX-Konzern mit Verweis auf die neuen Zölle die Prognosen reduziert.
Ich habe heute in den Trendstabilitäts-Ranglisten einmal gezielt nach den Aktien Ausschau gehalten, die von der aktuellen Situation profitieren könnten. Ein möglicher Gewinner des Handelsstreits zwischen den USA und China ist Airbus, denn China dürfte bei der Vergabe von Großaufträgen für seine staatlichen Fluggesellschaften Airbus dem US-Rivalen Boeing künftig ganz klar vorziehen. Diese Einschätzung vertreten auch die Analysten von JPMorgan, die das Kursziel für Airbus vor dem Hintergrund steigender Flugzeug-Orders aus dem Reich der Mitte heute von 122 auf 133 Euro angehoben haben. Auch sonst bleibt die Story bei Airbus weiter interessant. Der Bedarf an neuen Passagiermaschinen ist aufgrund des steigenden Reiseaufkommens ohnehin gigantisch, da viele Airlines ihre Kapazitäten ausbauen und veraltete Maschinen austauschen müssen. Laut einer Schätzung von Boeing dürfte sich der Bedarf an neuen Passagierflugzeugen in den kommenden 20 Jahren auf rund 41.000 Maschinen belaufen. Airbus hat dank seiner NEO-Technologie, die Kerosin-Einsparungen von bis zu 20% ermöglicht, gute Chancen, bedeutende Großaufträge an Land zu ziehen.
Ein indirekter Gewinner der volatilen Märkte ist die Deutsche Börse AG, die sich über einen Mini-Future (WKN DGQ7TE) in meinem Depot befindet. Die Aktie kann gegen den Markt zulegen und zeigt weiterhin ein trendstabiles Verhalten. Vor allem kurzfristig orientierte Marktteilnehmer handeln mehr, wenn die Märkte auf Talfahrt gehen. Das beschert den Börsenplatzbetreibern höhere Umsätze. Diese Meinung haben auch die Experten der Deutschen Bank, die nach einer eher schwächeren Entwicklung im April und Mai nun doch gute Chancen auf ein weiteres starkes Ergebnis in Q2 beim Börsenbetreiber sehen. Entsprechend wurde das Kursziel für die Aktie leicht auf 124 Euro nach oben revidiert.
Viele Grüße
Simon Betschinger