Liebe Leser,
es gibt ein ökonomisches Thema, bei dem eigentlich fast alle prominenten Denker, die sich dazu äußerten, falsch lagen: Wie Automatisierung und Roboterisierung die Arbeitsmärkte verändern werden. Menschliche Arbeitskräfte würden bald nicht mehr gebraucht werden, lautete eine These. Eine Masse arbeitsloser und gelangweilter Menschen müsste unterhalten werden, um Unruhen zu vermeiden.
Das Gegenteil dieser Prognosen ist eingetreten. Noch niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit waren so viele Arbeitsabläufe automatisiert und digitalisiert wie heute. Und was ist die Konsequenz? Es herrscht nicht etwas eine Knappheit an Arbeitsplätzen, sondern eine Knappheit an Arbeitskräften.
Warum ist das so? Weil die Produktvielfalt ständig zunimmt. Die Konsumwünsche der Menschen sind nahezu grenzenlos. Ständig bringen Unternehmer neue Produkte und neue Dienstleistungen auf den Markt, die tatsächlich auch nachgefragt werden. Wenn in der Landwirtschaft durch Automatisierung Arbeitskräfte eingespart werden, finden diese sehr schnell in anderen Sektoren wieder Arbeit.
Wie dringend die Notwendigkeit in vielen Branchen ist, die Abläufe noch sehr viel stärker zu automatisieren, zeigt eine Umfrage des Marburger Bundes: 35 % der Ärzte verbringen täglich vier Stunden mit Verwaltungsaufgaben. An solchen Zahlen sieht man, dass Automatisierung zwingend notwendig ist, um in vielen Bereichen das Geschäft auf einem funktionierenden Level überhaupt noch aufrechterhalten zu können.
Welche Aktien profitieren vom neuen Zwang zur Automatisierung?
Ein Unternehmen, das hiervon profitiert und das sich mit der Automatisierung verschiedenster Prozesse befasst, ist Teradyne (WKN 859892). Das Unternehmen wurde 1960 in Boston gegründet und ist ein Anbieter von Test-Equipment, insbesondere für die Chipindustrie. Doch daneben kommen seine Geräte, die zur Automatisierung verschiedenster Prozesse dienen, auch in den Bereichen der Auto- und Unterhaltungsindustrie, sowie der Luft- und Raumfahrt und der Verteidigung zum Einsatz.
Neben der Entwicklung und dem Vertrieb von automatischen Testsystemen, gilt das Unternehmen aufgrund seiner starken Marktposition im Bereich kollaborierende Roboter-Lösungen, mit der Universal-Robotic-Sparte, als gefragter Partner im Bereich der Automatisierung und der Umsetzung von Konzepten im Bereich Industrie-4.0.
Die letzten Quartale wurde das Robotik-Segment durch Lieferkettenprobleme belastet. Doch aufgrund einer sich erholenden Wirtschaftsaktivität und einiger neuer Produkte, geht Teradyne davon aus, dass sich das Wachstum im Bereich Robotik im aktuellen Jahr weiter beschleunigen wird.
Dies mag auch an den zahlreichen Übernahmen liegen, die das Unternehmen in den letzten Jahren hier durchgeführt hat. So wurde im Jahr 2018 Energid übernommen, ein führender Anbieter im Bereich von Bewegungssoftware für Roboter. Die Software führt komplexe Funktionen aus, die erforderlich sind, um Roboterbewegungen für Aufgaben wie das Greifen und Bewegen eines Objekts zu ermöglichen und brachte Teradyne dazu, im Bereich der Robotik ein volles Sortiment anbieten zu können.
Eine der spektakulärsten Übernahmen war wohl die von Universal Robots im Jahr 2015.
Dabei handelt es sich um einen Entwickler von sogenannten Cobots, also einfach zu bedienende kollaborierende Roboter, die für autonome Transportaufgaben in Fabrikhallen oder Logistik-Zentren genutzt werden können. Ein Wettbewerbsvorteil kann aktuell darin gesehen werden, dass das Unternehmen in 2019 mit dem 16E ein neues Robotermodell mit 16 Kilogramm Traglast auf den Markt gebracht hat. Und im Gegensatz zu den Vorgängermodellen eignet sich der neue Roboter nun auch für Palettier- und Verpackungsapplikationen, wo in der Regel höhere Traglasten gefordert sind. Laut dem CEO von Universal Robots Kim Povlsen hat sich das Unternehmen damit in einer Lücke positioniert, in der noch kein Wettbewerber vertreten ist.
Letzte Woche wurde auf der Messe „Automatica“ in München ein neues Modell mit einer Traglast von 20 Kg vorgestellt. Damit weitet das Unternehmen seine Modellpalette nach oben hin aus, wo es noch erhebliche Lücken gibt. Laut Povlsen gibt es in der Industrie viele Aufgaben, die Kraft erfordern und für die man immer schwieriger Personal findet. „Wenn Sie 800-mal am Tag Boxen heben, tut ihnen abends der Rücken weh“, so der CEO gegenüber dem Handelsblatt. Das neue Modell UR 20 kann Teile bis zu einer Höhe von zwei Metern stemmen und soll Aufgaben wie das Palettieren nun komplett selbst übernehmen.
Neben den Bereichen Palettier- und Verpackung, eignet sich der Roboter auch für die Beschickung von Werkzeugmaschinen, das Schweißen und für Schraub-Anwendungen, wo ebenfalls höhere Traglasten gefordert werden. „Allein diese vier Märkte sind weit über eine Milliarde groß“, so das Unternehmen.
Fazit: Die Arbeitskräfte-Knappheit wird Chancen bei Unternehmen eröffnen, die sich auf die Automatisierung von Arbeitsprozessen spezialisiert haben. Teradyne gehört bei diesem Thema ganz weit oben auf die Watchlist.
Viele Grüße
Simon Betschinger
TraderFox-CEO und Diplom-Volkswirt
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