Liebe Trendfolge-Trader,
der DAX läuft seit mittlerweile einem Jahr seitwärts. In der Presse wird laut über ein Ende des Bullenmarktes spekuliert, der nun bereits eine Dauer von 109 Monaten hat. In der Welt lese ich heute: „Dieses Anzeichen versetzt die Börse in Angst.“ Als Risikofaktoren benennt Frank Stocker, Autor des Artikels, die steigenden Ölpreise und die die steigenden Zinsen.
Ich persönlich glaube nicht an die Zinswende. Natürlich wird der Nominalzins steigen, wenn die Inflation leicht anzieht, aber ich kann mir bei gutem Willen nicht vorstellen, dass sich wieder ein deutlich positiver Realzins bildet. In der gesamten Volkswirtschaft ist der Zins ein intertemporales Bindeglied zwischen dem Konsum heute und dem Konsum in der Zukunft. Der reale Zins würde zum Beispiel dann ansteigen, wenn sich ein Großteil der Bevölkerung dazu entschließt, einen Kredit aufzunehmen, um hohe Konsumausgaben schon heute zu tätigen.
Das wird nur passieren, wenn ein neue Produkt vorhanden ist, das auf einmal jeder haben will. Was könnte das sein? Zum Beispiel ein humanoider Haushaltsroboter, der im Haushalt und Garten die Arbeit erledigt. Wenn hunderttausende von Menschen diesen Haushaltsroboter haben wollen und Kredite aufnehmen, um dessen Anschaffung zu finanzieren und Unternehmen massiv in die Produktion investieren, um die Nachfrage zu bedienen, dann könnte eine Geldnachfrage entstehen, die den realen Zins nach oben treibt. Aber ein solches Szenario sehe ich aktuell nicht.
Ich glaube daher nicht an eine nachhaltige Zinswende (bitte immer die Realzinsen betrachten) und glaube, dass die Aktienmärkte gute Chancen haben, über die Zeitachse zu konsolidieren. Das wäre für mich als Trendfolge-Trader sehr angenehm. Denn auch in einer Seitwärtsphase wird es neue Chancen geben.
Ich beobachte fast täglich die Trendstabilitäts-Ranglisten und spiele im Kopf verschiedene Szenarien durch, die sich aus unserem Regelwerk ergeben können. Im MDAX zeigt die Marktampel derzeit grünes Licht. Wenn das so bleibt, könnte beim nächsten Umschichtungstermin am Montag in einer Woche die Aktie von Wacker Chemie wieder für einen Depotkauf in Frage kommen.
Die Aktie von Wacker Chemie zeigt wieder eine Trendstabilität von 9,70. Das Unternehmen hatte ich letzte Jahr ja oft als potenziellen Profiteur der Elektroauto-Revolution genannt, weil Wacker Chemie sich als Zulieferer für Lithium-Ionen-Akkus positioniert. Auch die jüngsten Schachzüge des Managements gefallen mir. Als strategisch sinnvoll sollte sich die kürzlich vermeldete Übernahme von Teilen der SynCo Bio Partners Luxembourg erweisen. Im Rahmen der Transaktion übernimmt man Produktionsstandorte zur Herstellung von Biopharmazeutika, Lebendbakterien und Impfstoffen.
Damit baut Wacker Chemie seine Position im Zukunftsmarkt für Biopharmaka weiter aus und positioniert sich als ein führender Auftragshersteller von biopharmazeutischen Proteinen mit mikrobiellen Technologien. Strategisch macht der Zukauf für Wacker Chemie Sinn, da man sich mit dem Ausbau der Aktivitäten im Bereich Biopharmaka stärker vom zyklischen Kerngeschäft mit Polysilizium-Materialien für die Solarbranche, oder dem Bauchemie-Segment, abgrenzt. Gleichzeitig sichert man sich eine starke Position in einem margenstarken Segment mit guten Wachstumsaussichten. Auch sonst läuft es im Kerngeschäft bei Wacker Chemie weiter rund. Für Schub sollte vor allem die Erholung der Polysilizium-Preise seit Jahresbeginn gesorgt haben, während man auch im Bauchemiesegment von der boomenden Baukonjunktur profitiert haben sollte. Entsprechend positiv zeigten sich zuletzt die Experten der Baader Bank, die den Wert zuletzt mit "Buy" und einem Kursziel von 180 Euro bestätigt hatten.
Fazit: Auch in einem Seitwärtsmarkt kann es zu interessanten Trendfolge-Trades kommen. Eine Aktie, die ich persönlich sehr gerne im Depot sehen würde, wenn es das Regelwerk denn vorgibt, ist Wacker Chemie.
Viele Grüße
Simon Betschinger